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Adipositas-Leitlinie: Vorbeugung und Behandlung von Adipositas

Mit der Verfassung von Leitlinien zur Adipositas wird ein klarer und wissenschaftlicher Rahmen für eine ganzheitliche Adipositas-Behandlung geschaffen. Diese Leitlinien unterstützen Ärztinnen, Ärzte und Betroffene dabei, Adipositas besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung zu finden. Sie basieren auf Ergebnissen von Studien und den Empfehlungen erfahrener Expertinnen und Experten. Ziel ist es, konkrete Hilfestellungen für den Alltag zu geben – von Ernährungstipps bis hin zu medizinischen Behandlungen.

In diesem Beitrag geben wir dir einen umfassenden Überblick über die aktuelle S3-Adipositas-Leitlinie, ihre Inhalte sowie aktuelle Neuerungen. Dabei gehen wir auf leitlinienkonforme Therapieansätze gemäß den Empfehlungen ein, die auf einer ganzheitlichen Behandlung basieren. Von Alltagsänderungen – auch Lebensstilintervention genannt – bis hin zu chirurgischen Maßnahmen werden die wesentlichen Bausteine vorgestellt, die eine erfolgreiche Adipositas-Behandlung ermöglichen. Wir geben dir wertvolle Informationen, um Adipositas besser zu verstehen und anzugehen.

Übergewicht ist genetisch, hat aber auch viele andere Ursachen, die ärztlich abgeklärt werden sollten.

Die S3-Leitlinie zur Adipositasprävention und -therapie

Die S3-Leitlinie ist ein Leitfaden für die Behandlung und Vorbeugung von Übergewicht und Adipositas. Sie wurde von führenden Fachleuten erstellt und enthält die besten, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Empfehlungen.

Sie ist der höchste Standard für medizinische Empfehlungen in Deutschland. Sie richtet sich an Fachkräfte und Betroffene gleichermaßen und soll dabei helfen, Entscheidungen auf der Grundlage verlässlicher Informationen zu treffen.

Eine Therapie nach S3-Leitlinie: Adipositas ganzheitlich behandeln

Eine leitlinienkonforme Therapie richtet sich nach der aktuellen S3-Leitlinie und baut auf mehreren Säulen auf. Bei uns erfährst du mehr zu einer ganzheitlichen ​​Adipositas-Behandlung. Die Erste, die sogenannte Lebensstilintervention, setzt auf eine ganzheitliche Anpassung im Leben von Betroffenen. 

  1. Ernährungstherapie: Bei einer Ernährungstherapie sollen nachhaltige Änderungen im eigenen Essverhalten erreicht werden. Hierzu gehören unter anderem das bewusste Planen von Mahlzeiten, das Erlernen von Portionskontrolle und die Reduzierung von stark verarbeiteten Lebensmitteln. Ziel ist es, dass sich Betroffene während der ​​Ernährungstherapie ein bewussteres Essverhalten angewöhnen, um langfristige Abnehmerfolge zu sichern. 
  2. Bewegungstherapie: Ziel hier ist es vor allem, Bewegung in den Alltag zu integrieren. ​​Sport bei Adipositas bedeutet schließlich nicht, direkt mit starker sportlicher Belastung zu starten. Bewegungstherapie könnte etwa mit moderatem Training wie Nordic Walking, Schwimmen oder leichten Yoga-Übungen beginnen. Mit ärztlicher Unterstützung werden mögliche Maßnahmen aus den Leitlinien individuell angepasst.
  3. Verhaltenstherapie: Hierbei geht es darum, Betroffenen einen anderen Blick auf sich selbst zu geben. Mittel wie das Schreiben eines Tagebuchs oder Einzel- und Gruppentherapiesitzungen sind hierbei in der ​​Verhaltenstherapie bei Adipositas zu verorten. Ziel ist es, den Betroffenen einen bewussten Umgang mit ihrem Gewicht zu ermöglichen. 

Die medikamentöse Therapie

Der Einsatz von Medikamenten zur Adipositas-Behandlung stellt einen weiteren wichtigen Punkt in der Behandlungsstrategie dar. Medikamente gegen Übergewicht können während einer Behandlung andere Maßnahmen ergänzen. Die ​​medikamentöse Therapie kann mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln erfolgen, immer in Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten. 

Chirurgische Therapie

Je nach Adipositasgrad können Maßnahmen aus der Leitlinie für bariatrische Chirurgie zum Einsatz kommen. Sofern weitere Therapieversuche als aussichtslos eingestuft sind oder besonders schwere Begleit- und Folgeerkrankungen vorliegen, kann eine Operation medizinisch erforderlich sein.

In Abgrenzung zur Gewichtsreduktion ausgerichteten Operationen besteht die sogenannte metabolische Chirurgie auf Basis vorliegender Stoffwechselerkrankungen. Hierbei wird neben dem BMI eine vorliegende Diabetes als Grund für eine Behandlung herangezogen. 

Was sind die Neuerungen in dieser Fassung der Leitlinie?

Besonderes Augenmerk liegt zum einen auf der Stigmatisierung des Übergewichts. Wir zeigen dir, wie du dem ​​Adipositas-Stigma mit Body Neutrality entgegenwirken kannst. Schließlich sind immer mehr übergewichtige Menschen von Vorurteilen betroffen. Diese Diskriminierung wird separat in der Leitlinie behandelt. Auch den Neuerungen aus dem Bereich der E-Health oder elektronischen Gesundheit wird in einem eigenen Teil Rechnung getragen. E-Health umfasst digitale Technologien wie Apps oder Telemedizin, die eine moderne und flexible Betreuung von Betroffenen ermöglichen.

Welche weiteren Leitlinien gibt es?

Es gibt weitere S3-Leitlinien, die dort andocken, wo tiefergreifende Informationen entscheidend sind. Sie helfen Fachpersonal, Betroffenen und Interessierten dabei, besondere Situationen besser zu bewältigen. 

Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen

Wie erwähnt, gibt es für junge Menschen eigene Empfehlungen. Diese finden sich in der Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter1. Mit der Aktualisierung im Jahr 2019 wird hierin erstmals auch bei jüngeren Betroffenen ein Kapitel zur Vorbeugung von starkem Übergewicht ergänzt, zusätzlich zur Behandlung einer bereits bestehenden Adipositas. Wie du mit Übergewicht bei ​Kindern und  ​Jugendlichen umgehen kannst, erfährst du bei uns. 

Leitlinie: Adipositas-Chirurgie

Die Adipositas-Chirurgie-Leitlinie oder wie sie offiziell genannt wird S3-Leitlinie:
Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen2
 ergänzt die bestehende Leitlinie um metabolische Indikationen und beantwortet häufige Fragen um die chirurgische Therapie. Aktuell gehalten wird die Leitlinie dadurch, dass neue medizinische Möglichkeiten beachtet werden. Hierin sind auch Kinder und Jugendliche erwähnt, wobei die S3-Leitlinie Adipositas bei einem BMI von 50 und mehr ohne weitere Begleitkrankheiten operative Eingriffe empfiehlt. 

Adipositas und Schwangerschaft

Die S3-Leitlinie Adipositas und Schwangerschaft3 für übergewichtige oder adipöse Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch ergänzt die Standarduntersuchungen um spezielle Empfehlungen. Ziel ist die Früherkennung von Risiken wie Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und Frühgeburten, um Komplikationen für Mutter und Kind zu minimieren. Ernährung, Gewichtskontrolle und übergreifende Betreuung stehen dabei im Fokus. Mehr zu Risiken bei ​​Übergewicht und Schwangerschaft erfährst du in unserem Beitrag zum Thema. 

Orientierung und Unterstützung durch Adipositas-Leitlinien

Die Adipositas-Leitlinien bieten einen klaren Rahmen für die Vorbeugung und Behandlung von Übergewicht und Adipositas. Sie helfen Fachpersonal, fundierte Entscheidungen zu treffen, und unterstützen Betroffene dabei, passende Behandlungswege zu finden. Mit nachweislich wirksamen Maßnahmen und einem ganzheitlichen Ansatz leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung und Lebensqualität von Menschen mit Adipositas. Wenn du betroffen bist oder jemanden unterstützen möchtest, können diese Leitlinien eine wertvolle Hilfe sein.

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Mein Name ist Nina.

Seit fast 20 Jahren beschäftige ich mich mit Diäten und Übergewicht. Es gibt viel zu viele Vorurteile und Stigmata, mit denen Menschen mit Übergewicht konfrontiert werden, die einfach so nicht richtig sind. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen zu diesem Thema aufzuklären.

Quellen
  1. Deutsche Gesellschaft für Adipositas (2019). S3-Leitlinie: Therapie und Prävention der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen (AWMF-Registernummer: 050-002). Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/050-002l_S3_Therapie-Praevention-Adipositas-Kinder-Jugendliche_2019-11.pdf [Zugriff am 02. Dezember 2024].

  2. Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (2018). S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen (AWMF-Registernummer: 088-001, abgelaufen). Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/088-001l_S3_Chirurgie-Adipositas-metabolische-Erkrankugen_2018-02-abgelaufen.pdf [Zugriff am 02. Dezember 2024].

  3. Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (2020). S3-Leitlinie: Adipositas und Schwangerschaft (AWMF-Registernummer: 015-081). Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-081p_S3_Adipositas-Schwangerschaft_2020_02.pdf [Zugriff am 02. Dezember 2024].

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